Die 30 Tage-Matcha-Challenge: Eine Reise zu mir zurück

Eigentlich verfolge ich seit einigen Jahren meinen ganz eigenen Weg des Tees, in dem Matcha ein fester Bestandteil meines Lebens geworden ist. Aber was ist, wenn Schicksalsschläge einen so unerwartet ereilen, dass einem als Matcha-Mensch plötzlich das Bewusstsein für den heißgeliebten Tee verschwimmt? Sucht man eine neue Kraftquelle? Lässt man eine alte Gewohnheit ziehen? Ich kann euch gleich beruhigen, dies war nicht der Fall. Mein Ansatz lag eher darin, eine neue Verbindung zum Tee und auch zu mir zu finden. Aus diesem Grund entschloss ich mich zu einer 30 Tage-Challenge, in der ich hauptsächlich, jeden Tag eine Schale Matcha trank. Wer aber schon mal Matcha traditionell zubereitet hat, der weiß, dass es ein kleines Ritual gibt, welches einem im Alltag stark helfen kann. Darüber möchte ich euch vom Anfang bis zum Ende der 30 Tage berichten.

Mein Hintergrund für die Challenge

Bevor ich die Matcha-Challenge angefangen habe, habe ich natürlich auch fast täglich Matcha getrunken. Im Grunde war die Aufgabe für mich nichts Neues. Allerdings ist mir das Bewusstsein für diesen Moment-nur-für-sich und der achtsame Gedanke dahinter, in den Hintergrund geraten. Jetzt stellt ihr euch sicher die Frage, was der Grund dafür war?

 

In den letzten Monaten wurde ich privat, als auch beruflich sehr gefordert. Eine schwere Erkrankung innerhalb des engsten Familienkreises riss mich Ende letzten Jahres buchstäblich aus dem Alltag. Die Monate darauf musste ich mit Situationen umgehen, welche mich mental, wie körperlich sehr beanspruchten. Außerdem wurden mir Dinge, für die ich noch nicht bereit war,  förmlich aufgezwungen und es kamen immer neue Belastungen hinzu. Natürlich musste man in der ganzen Zeit, privat wie beruflich, funktionieren. Geld verdienen. Für alle da sein. Sein Leben trotzdem voran bringen. Im Angesicht von so vielen Aufgaben, denkt man irgendwann, dass selbst die kleinste Aufgabe zu viel ist. Über Wochen musste ich aufpassen, mich nicht zu verlieren. Ich war mir irgendwann nicht mehr sicher, was ich spürte und warum. Es blieb eine riesen Ansammlung von ungelösten Emotionen zurück. Mit der Zeit stellte sich ein Zustand der Erschöpfung ein, der mich jeden Tag schon müde aufstehen ließ, obwohl ich mir mindestens sieben Stunden Schlaf nahm. Es kam ab und an vor, dass ich mir schnell einen Matcha zubereitete und ihn runterkippte ohne überhaupt dessen Wärme zu genießen, oder die Sorte zu erschmecken. Trotzdem hatte das Ganze auch was Gutes. Im Anblick von Schicksalsschlägen und Krankheiten begann ich wieder zu realisieren, wie wichtig das eigene Leben war und dass es so definitiv nicht weitergehen konnte.

 

Ich wollte raus aus der täglichen Anstrengung gegen die Erschöpfung zu kämpfen. 

 

Ich wollte raus aus der Hektik den Alltag irgendwie zu überstehen. 

 

Stattdessen wollte ich wieder dankbar für meine Gesundheit und für all die positiven Dinge,

welche neben den Negativen trotzdem existierten, sein. 

 

Ich lass Beiträge zur Stressbewältigung, versuchte es mit Nahrungsergänzungsmitteln, welche von der chinesischen Medizin inspiriert wurden. Ich fragte Freunde und Bekannte um Rat. Letztendlich viel aber die Wahl auf ein altbekanntes Mittel. Warum nach neuen Lösungen suchen, wenn man die Beste stets vor Augen bzw. im Kühlschrank hat? 

 

 Matcha.

Was ist die 30 Tage-Matcha-Challenge?

Das Konzept der 30 Tage-Challenge (dt. Herrausforderung) ist bereits von anderen Profilen im Netz bekannt. Kurz gesagt:

Man widmet sich einer Aufgabe oder einem Produkt, jeden Tag und das 30 Tage lang. Meine Challenge war, nicht nur mir täglich eine Schale Matcha zu zubereiten, sondern auch auf folgende Punkte zu achten:

- Nutze den Akt der Zubereitung bewusst als kleine Meditation oder als kurzen Ausstieg aus dem Alltag

- Lege den Fokus auf den Moment und achte auf deine Gefühle vor und nach dem Tee. Erspüre ihre möglichen Hintergründe. Versuche diese nicht zu bewerten, sondern schau sie dir in Ruhe an und gib ihnen Raum.

- Trinke/Konsumiere nicht nur, sondern: Rieche. Schmecke. Fühle.

Letztendlich sollten die 30 Tage auch ein Akt für mehr Selbstfürsorge und -liebe sein. Das gut zu sich sein, vergisst man in stressigen Zeiten oft. Wenn man selbst nicht funktioniert, wie soll man dann für Andere stark sein? Wenn man sich selbst nicht mag, wie kann man dann verstehen, dass einen Andere mögen? Mich wieder mehr zu fokussieren und ein gezieltes Ritual der Entspannung in den Alltag zu integrieren, war Motivation genug mit der 30 Tage-Challenge zu starten.

Von Tag 1 bis Tag 30

Tag 1-10

Los ging es mit meiner Matcha-Challenge am 16. Juni. Anfangs war das Matcha trinken müssen seltsam behaftet. Sobald etwas einem Zwang unterliegt, bedarf es einem gewissen Gewöhnungseffekt. Ein neues Ritual braucht seine Zeit, um einen natürlichen Ablauf zu finden und so in den Alltag integriert zu werden. Sonst trank ich Matcha eher aus Lust aus dem Moment raus und nicht um einen Zweck zu erfüllen. Denn nicht jeder Tag hat (s)einen Matcha-Moment

Tag 11-20

Nach ca. 2 Wochen gab es einen Einbruch, was meine Vitalität anging, aber das lies sich mit einer höheren Dosis Matcha lösen. Dadurch habe ich auch raus gefunden, dass unterschiedliche Stimmungen, unterschiedliche Matcha-Sorten und Zubereitungsarten verlangen (falls natürlich eine Auswahl vorhanden ist). War ich gestresst oder in Eile, brauchte ich kräftigere Matcha mit viel Umami und etwas dickflüssiger angerührt. Wenn ich großzügig zu mir sein wollte und Zeit hatte, hatte ich öfters Lust auf eine liebliche oder elegante Note, welche oft von höherer Qualität war. Die Schale durfte dann ruhig größer sein und ich nahm mir auch den Freiraum sie zu genießen. Auch meine Matchaschalen (Chawan) suchte ich gezielter nach Stimmung aus. Ab und an schaffte ich es, mir meine Utensilien wie ein kleines Ritual aufzubauen, was mir spürbar gut tat.

Tag 21-30

Insgesamt habe ich an den 30 Tagen von 11 unterschiedlichen Herstellern Matcha probiert. Mir war wichtig das Teepulver nur mit Wasser zu trinken, da es diesmal mehr um den Effekt auf Körper und Geist ging. Der letzte Tag  der Matcha- Challenge war der 15. Juli.

Fazit nach 30 Tagen

Wie ihr sicher auf den oberen Fotos erkennen könnt, hat der achtsame Teil nicht immer gleich gut funktioniert. Aber was funktioniert hat, war der Nutzen aus dem täglichen Ritual und Matcha der Energiequelle. Beides hat mir die Kraft wiedergeben den Alltag zu meistern und klarer zu Denken. Oft hängen viele Dinge zusammen, deshalb ein Überblick:

Vor der Challenge

Irgendwie happy - ich lache zwar, aber ich muss sagen, dass mich das Foto im Nachhinein ziemlich beschäftigt hat.

Nach der Challenge

Bilder sagen manchmal mehr als tausend Worte. Das ist ein Foto, welches nicht bearbeitet wurde und für sich spricht.

floratcha loves matcha 30 tage-matcha-challenge

Körperlich

 Im Allgemeinen ist Grüntee für seine belebende Wirkung bekannt. Wie die japanischen Zeichen für Matcha 抹茶 schon verraten,  heißt Matcha nichts anderes als gemahlener Tee. Das Pulver besteht also aus dem ganzen Blatt der Teepflanze. Deshalb gibt es von den belebenden Eigenschaften, dem Teein, auch reichlich viel. Tag für Tag bekam ich durch das natürliche Koffein mehr Ausdauer und mehr Energie.  Abends hatte ich, im Gegensatz zum Anfang, noch reichlich Kraft übrig.

Auch die gesundheitlichen Aspekte von Matcha sind nicht zu verachten. Da ich ein Mensch bin, dem Stress schnell auf den Magen schlägt, habe ich in den 30 Tagen bemerkt, dass sich mein Verdauungssystem verbessert hat. Ich hatte weniger Völlegefühl und Darmbeschwerden. Allerdings kann ich nicht bestätigen, dass man von Matcha großartig abnimmt. Eine Schale Matcha ist auf jeden Fall kalorienarm, daher kann man im Rahmen einer Diät diese sorglos trinken. Das Grünteepulver unterstützt sicherlich durch seine Vielzahl an Antioxidantien den Stoffwechsel, aber hat von sich keinen Fett reduzierenden Effekt. Was sich aber bzgl. des Stoffwechsel verbessert hat, ist mein Wärme- und Kälte-Empfinden. Ihr mögt es vielleicht nicht glauben, aber ich friere sogar im Sommer (im Schatten oder in der kühlen Wohnung!). Diesen Punkt möchte ich aber im Winter nochmals überprüfen. 

Was auch interessant ist, ist meine Nicht-Lust auf Zucker. Besonders in der zweiten und dritten Woche hatte ich kaum Hunger auf Süßigkeiten. Das liegt an den vorhandenen Bitterstoffen von Matcha. Die Geschmacksrezeptoren werden auf den Geschmackssinn bitter geprägt und verlangen öfters danach. Eine Art Umgewöhnung von süß auf bitter findet statt. Dieser Effekt kam früher nicht so stark zur Geltung, da ich oft auch nur mal Matcha-Latte getrunken habe oder zu gestresst war, um darauf zu achten.

Was sich äußerlich bei mir sichtlich verbessert hat, ist mein Hautbild. Meine Haut hat mehr Spannkraft bekommen, ist ebenmäßiger und hat einen gesünderen Teint. Ich bin selbst ganz überrascht. Auch meine dunklen Schatten unter den Augen wurden deutlich schwächer. Ich sehe nicht mehr so erschöpft aus. Dazu haben bestimmt auch die Zubereitungs-Pausen, beigetragen. 

 

Mental

Das tägliche Ritual des Teetrinkens sehe ich, jetzt mehr denn je, als liebevollen Akt für sich selbst. Dabei ist Matcha meine Wahl, da er mir einfach gut tut. Das gilt von der Zubereitung, der Auswahl des Arrangements bis zum Trinkgenuss - das Ganze ist eine kleine Meditation im Alltag. Mir ist durch die schwere Zeit klar geworden, dass es wichtig ist, nicht die Verbindung zu sich selbst zu verlieren. Denn wer willst du sein, wenn du aus den Bahnen gerätst? Hör zu. Egal wann und wie.

 

Was sagt mir mein Befinden konkret nach den 30 Tagen? Ich kann stressige Situationen leichter entschlüsseln. Die Pausen geben meinem Kopf die Zeit inne zu halten und darüber nachzudenken, was an diesem Tag wichtig ist oder was mir allgemein wichtig ist. Ich fühle mich mental generell nicht mehr so überladen. Mein Kopf fühlt sich klarer an, was sicher am Teein liegt. Zeit für Selbstreflektion spielt beim Teetrinken eine wichtige Rolle. Mir ist wieder ein Sinnbild in den Kopf gekommen, das bestimmt viele Teetrinker von euch kennen:

 

Das Leben ist wie eine Schale Tee.

Manchmal ist die Schale voll, manchmal ist sie leer.

Manchmal schmeckt der Tee darin leicht, manchmal eher bitter.

Es gibt viele Geschmacksnuancen - im Tee, als auch im Leben.

 

Auch wenn die schwere Zeit noch nicht überstanden ist und durch ihr Ende ein neues Kapitel im Leben aufgerissen wird, so weiß ich, dass ich Kraftquellen habe, die mir helfen werden durchzuhalten. 

Ich hoffe euch hat dieser vielschichtige und für mich sehr persönliche Artikel gefallen. Ich hätte nicht gedacht, dass Matcha mein Ventil sein wird, mit meinen Erlebnissen umzugehen. Deshalb bin ich über die Challenge und die neue Verbindung zum Tee, wirklich mehr als dankerfüllt. Aber wisst ihr über was ich noch glücklich bin? 

Ein paar von euch sind meiner Story auf Instagram gefolgt und haben ebenfalls eine 30 Tage-Matcha-Challenge angefangen! Das ist echt Wahnsinn, da ich diese Reise eigentlich nur für mich begonnen habe. Deshalb würde ich gerne über den Verlauf der anderen Teilnehmer in einen der nächsten Beiträge berichten. Wenn einer von euch sich ebenfalls motiviert fühlt, dann haltet mich bitte auf dem Laufenden. #floratcha30tage

 

 

Eure Flora alias Floratcha

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Kommentare: 3
  • #1

    Heinz Ohm (Mittwoch, 24 Juli 2019 08:36)

    Toll.
    Gut geschrieben und erklärt.

  • #2

    Robert (Mittwoch, 24 Juli 2019 11:02)

    Toll ! Respekt vor Deinem Vorhaben und konsequenter Durchführung. Sehr inspirierend.. Vielleicht schaffe ich das auch einmal - Danke.

  • #3

    Floratcha (Mittwoch, 24 Juli 2019 23:01)

    Vielen Danke @Heinz Ohm

    @Robert Ich verfolge auch nach den 30 Tagen mein kleines Ritual. Sonst habe ich Matcha nur wegen seiner Geschmacksnuancen und dem traditionellen Hintergrund getrunken. Jetzt schätze ich umso mehr seine gesundheitlichen Eigenschaften.